1.1.2 Weitere Konsequenzen


Wenn der soeben beschriebene Moloch der Technologie fortschreitet, führt das zunächst zu einigen weiteren neuartigen Konsequenzen. Wir unterscheiden diese von den formalen Aspekten der Technologie selbst, weil es hier nicht mehr um ihre innere Gesetzmäßigkeit geht, sondern um ihre unmittelbaren Folgen, die auch zu neuartigen Bedingungen der Praxis werden.
Erstens ‚braucht’ die Technologie immer neues Material. Jonas nennt Mechanik, Chemie, und Elektrizität. Natürlich ermöglichen diese letztendlich die Technologie, doch die Selbstverständlichkeit womit immer bessere Konstruktionen entworfen werden, spricht für das Jonassche Modell eines unabhängig sich vollziehenden Prozesses. Jonas hatte schon bei der Chemie konstatiert, dass das Eingreifen menschlicher Ingenieurskunst „tiefer, bis in die Infrastrukturen der Materie, welcher [...] mit geplanten Nutzeigenschaften, durch willkürliche Umordnung ihrer Moleküle abgewonnen werden“ (TME, 34). Das ist ein gutes Beispiel für die Zirkularität von Zwecken und Mitteln: das Erzeugen neuer Nutzen, also neuer Zwecken in immer erfahrungsfremderen Bereichen. Die Konsequenzen des ‚Prinzips Fortschritt’ führen also zweitens zu immer größeren Erfahrungsfremdheit der Technologie. Elektrizität ist schon ‚gänzlich ein Artefakt’ (TME, 36). Hinzu kommt die immer größere zeitliche und räumliche Distanz zwischen Einsatz und Wirkungen der Technologie, die zumindest ihre Nachteile durch den Druck des Wettbewerbs immer weiter außerhalb der individuellen Erfahrung rücken. Als dritte Konsequenz sei hier genannt, dass die Technologie dem schieren Ausmaß ihrer Macht nach schon neuartig ist. Es gibt weder einen Bereich des Wissens, noch einen Bereich des Handelns, der nicht von ihr affiziert wäre. Jede Handlung hat einen technologischen Kontext, der sie als Glied in einer Kette bestimmt, die sie nicht mehr überblicken kann. Selbst Resultat von Fernwirkungen werden sie zu deren Funktionen. „Macht“ im Sinne von „Wirkungsmacht“ hat sich von den Menschen losgelöst.

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