Wenn der soeben
beschriebene Moloch der Technologie fortschreitet, führt das
zunächst zu einigen weiteren neuartigen Konsequenzen. Wir
unterscheiden diese von den formalen Aspekten der Technologie selbst,
weil es hier nicht mehr um ihre innere Gesetzmäßigkeit geht,
sondern um ihre unmittelbaren Folgen, die auch zu neuartigen
Bedingungen der Praxis werden.
Erstens ‚braucht’ die
Technologie immer neues Material. Jonas nennt Mechanik, Chemie, und
Elektrizität. Natürlich ermöglichen diese letztendlich die
Technologie, doch die Selbstverständlichkeit womit immer bessere
Konstruktionen entworfen werden, spricht für das Jonassche Modell
eines unabhängig sich vollziehenden Prozesses. Jonas hatte schon bei
der Chemie konstatiert, dass das Eingreifen menschlicher
Ingenieurskunst „tiefer, bis in die Infrastrukturen der Materie,
welcher [...] mit geplanten Nutzeigenschaften, durch willkürliche
Umordnung ihrer Moleküle abgewonnen werden“ (TME, 34). Das ist ein
gutes Beispiel für die Zirkularität von Zwecken und Mitteln: das
Erzeugen neuer Nutzen, also neuer Zwecken in immer
erfahrungsfremderen Bereichen. Die Konsequenzen des ‚Prinzips
Fortschritt’ führen also zweitens zu immer größeren
Erfahrungsfremdheit der Technologie. Elektrizität ist schon
‚gänzlich ein Artefakt’ (TME, 36). Hinzu kommt die immer größere
zeitliche und räumliche Distanz zwischen Einsatz und Wirkungen der
Technologie, die zumindest ihre Nachteile durch den Druck des
Wettbewerbs immer weiter außerhalb der individuellen Erfahrung
rücken. Als dritte Konsequenz sei hier genannt, dass die Technologie
dem schieren Ausmaß ihrer Macht nach schon neuartig ist. Es gibt
weder einen Bereich des Wissens, noch einen Bereich des Handelns, der
nicht von ihr affiziert wäre. Jede Handlung hat einen
technologischen Kontext, der sie als Glied in einer Kette bestimmt,
die sie nicht mehr überblicken kann. Selbst Resultat von
Fernwirkungen werden sie zu deren Funktionen. „Macht“ im Sinne
von „Wirkungsmacht“ hat sich von den Menschen losgelöst.
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